Eine Studie des ABACUS-Nachhilfeinstituts aus dem Jahre 2002 führte zu dem Ergebnis, dass die Schulen eigentlich besser waren als ihr Ruf. Zumindest schien ein Großteil der Arbeitgeber mit dem Bildungsniveau aus deutschen Schulen rekrutierter Schüler „damals“ noch ganz zufrieden zu sein.
Seit der ABACUS-Umfrage wurden diverse Studien zum Bildungsniveau in Deutschland sowie rund um die Nachhilfe für Schüler und Studenten angefertigt. Sie basieren allerdings meist auf Daten der Vergangenheit und manchmal scheinen die internationalen Vergleiche ein bisschen zu „hinken“.
Haben sich unsere Schulen in den vergangenen Jahren eigentlich wirklich so stark verschlechtert, wie es manchmal den Anschein hat? Oder die Schüler selbst?
Auf die Frage, was den Schulen eigentlich fehlt, erhält man seit vielen Jahren zur Antwort: „Lehrer. Die Schulklassen sind einfach zu groß zur gezielten und individuellen Förderung…“ Die Antworten auf Lehrerseite klingen sehr ähnlich: „Wir wollen fördern, müssen uns jedoch an strikte Vorgaben halten und uns um viel zu viele Schüler gleichzeitig kümmern.“ Entsprechend gestiegen ist die Nachfrage für Nachhilfe. Eine individuelle Förderung im Rahmen der Einzelnachhilfe wird von vielen Kindern und Eltern immer stärker genutzt, sowohl zur „allgemeinen Leistungsverbesserung“ als auch zur „Nachhilfe in letzter Sekunde“.
Angebot und Nachfrage sind in vielerlei Hinsicht relativ unüberschaubar geworden. Auch an der Schnittstelle zwischen Schule und Wirtschaft. Sehr zu begrüßen sind deshalb freiwillige Mentorenprojekte, die zwar als Ersatz für Einzelnachhilfe nicht geeignet sind, wohl aber zur Orientierung zwischen Schule und Berufsleben, wofür das Erkennen eigener Stärken und Schwächen zwingend erforderlich ist.
An dieser Stelle möchte ich gerne das Studienergebnis der ABACUS-Umfrage 2002 noch einmal nachreichen, welches sich ebenfalls mit der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf beschäftigte:
ABACUS Nachhilfeinsitut – Umfrageergebnisse 2002
Zwischen Pisa und Praxis besteht ein deutlich positiver Unterschied, lautete das Ergebnis einer bundesweiten, repräsentativen Umfrage bei mehr als 600 Ausbildungsbetrieben durch das ABACUS Nachhilfeinstitut.
Die viel diskutierte Pisa-Studie über den Leistungsstand der Schüler im nationalen und internationalen Vergleich stellte den deutschen Schulen und Schülern kein gutes Zeugnis aus. In der Praxis wurde dies positiver beurteilt. Mehr als zwei Drittel der Ausbildungsbetriebe attestierten den Schülern, gut ausgebildet ins Berufsleben einzutreten. Nur knapp ein Drittel der Betriebe gab an, dass sie Probleme gehabt hätten, Lehrlinge mit guter Schulausbildung zu finden.
Die Schulen waren offenbar besser als ihr Ruf
Im Rahmen der Untersuchung hatte das ABACUS Nachhilfeinstitut besonderen Wert darauf gelegt, die Schnittstelle zwischen Schule und Wirtschaft zu analysieren.
Die Betriebe waren überwiegend zufrieden mit der Schulausbildung ihrer Lehrlinge. Nur im Handwerk gab es Differenzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit. In dieser Branche beschäftigten seinerzeit ca. 60 % der Betriebe Lehrlinge mit einem Hauptschulabschluss. Mehr als die Hälfte der Betriebe wünschte sich aber Auszubildende mit einem Realschulabschluss. In den anderen Branchen entsprach die Schulausbildung der Lehrlinge auch den gewünschten Anforderungen für zukünftige Bewerber.
Der ideale Bewerber auf eine Lehrstelle sollte einen Realschulabschluss (54 %) oder das Abitur (27 %) vorweisen. Zudem hatte er gute Deutsch- und Mathe-Noten. Hauptschüler mit gutem Abschluss hatten eher Chancen im Handwerk. Düster sah es schon 2005 für Bewerber ohne Schulabschluss aus.
Falls jemand eine ähnliche Studie kennt oder aktuelle Vergleichszahlen, würde ich mich über einen Hinweis in den Kommentaren freuen. Um Missverständnissen vorzubeugen, es geht mir natürlich nicht um eine Kritik an der Schulreform, vielmehr um den aktuellen Stand der Dinge.