Es muss nicht immer Nachhilfe sein, auch nicht am Weltstatistiktag:
Anlässlich des ersten Weltstatistiktages (20. Oktober 2010) der vereinten Nationen (UN) (Vgl.: deutsche Pressemitteilung zum Weltstatistiktag, bereitgestellt vom Statistischen Amt der Europäischen Union) habe ich heute einmal mein in den Blog-Archiven untergegangenes Bildungsfrühstück ausgegraben, mit den aktuellen Statistiken rund um die Bildung und das lebenslange Lernen. Es ist nicht ganz so reduziert wie dieses Bildungsfrühstück und wendet sich folglich an solche Leser des ABACUS Nachhilfe Blogs, die für Bildung, Forschung und Studien ein kleines bisschen mehr Zeit mitbringen. Allein das Statistische Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein erstellt pro Jahr fast 400 Statistiken für Hamburg und Schleswig-Holstein, mit denen sich Bürger und Politiker über den Stand der Dinge informieren können. Glücklicherweise befassen sich aber nicht alle dieser Statistiken mit Bildungsthemen. 😉
Häppchen für Häppchen nehmen wir Tag für Tag ein bisschen Bildung auf. Über Bildungseinrichtungen, Fortbildungseinrichtungen, Dokumentationen, das Bildungsfernsehen, Bildungsbücher, Bildungsvideos, Bildungsblogs, den Newsreader mit RSS-Abonnements, über Sprachkurse, Seminare, Schulen, Lehrer und Nachhilfelehrer… Mancher findet darüber hinaus sogar noch Zeit, eine Tageszeitung zu lesen, zur Not die Online-Zeitung – ein iPad passt ja problemlos auf jeden Frühstückstisch…
Das tägliche Bildungsfrühstück, wie auch immer es aussehen mag, gilt als äußerst wichtig für das Individuum – aber auch für Vater Staat. „Ein hohes Bildungsniveau führt“, wie es heißt, „nicht nur zu größeren individuellen, sondern auch zu gesellschaftlichen Erträgen“. Deshalb gibt es eine Menge Institutionen, Berichte und Statistiken, die den Stand der Bildung in Deutschland mit anderen Ländern vergleichen. Wer sich neben der Nachhilfe auch für allgemeine Bildungsstatistiken interessiert, findet unten einige umfangreiche und aktuelle Statistiken für 2010.
In Deutschland ist nicht alles schlecht, auch ist ein Ländervergleich unter andersartigen Bildungssystemen nicht immer 1:1 möglich, unterm Strich wird aus den Bildungsstatistiken jedoch u.a. deutlich, warum Wissenschaftler eine „grundlegende und bereichsübergreifende Reform der Bildungsfinanzierung“ fordern, auch wenn die Bildung jetzt schon eine Menge Geld pro Kopf, pro Schüler und pro Student verschlingt. Die Folgekosten ausbleibender Nachhilfe mögen für den Einzelnen schmerzlich sein, für Staat und Steuerzahler ergibt sich aus nicht rechtzeitiger, gezielter Förderung jedoch ein viel größeres Problem:
Als gebildete Menschen kennen wir alle die Maslowsche Bedürfnispyramide. Zur Selbstverwirklichung brauchen wir Bildung, viel schlimmer als ein Bildungsdefizit kann den Menschen jedoch der Hunger plagen. Der durch Bildungsmangel begründete Hunger belastet schließlich auch Unternehmen und Staatskassen. So ist es sinnvoll, statt dem Hunger schon den Bildungshunger zu stillen – auch und vor allem bei ohnehin bereits benachteiligten Menschen – von Kindesbeinen an. Weil der Hunger jedoch schon während des Bildungserwerbs plagen kann, werden in Bildungsbudgets u.a. „Mensa-Zuschüsse“ berücksichtigt, welche die tatsächlichen Bildungsinvestitionen im Grunde stark verwässern können. Investitionen in Kantinen haben mit der Verbesserung der Ausbildungsqualität an sich natürlich (eigentlich) nicht sehr viel zu tun. Wenn ich mich recht erinnere, führen die Mensa-Investitionen besonders in Bayern immer wieder zu heftigen Diskussionen.
Wie in der Krankenversicherung (oder der Altersvorsorge, etc.) wird es auch in der Schulausbildung (primärer und sekundärer Bildungssektor) und bei universitärer oder auch nicht universitärer Aus- und Weiterbildung (tertiärer Sektor) stets Qualitätsunterschiede geben. Nicht immer werden diese Unterschiede für Außenstehende messbar und vergleichbar sein. Einige haben eine Lobby, andere nicht. Am Ende kommt es darauf an, was der Einzelne aus seinen Möglichkeiten macht. Die „persönliche Weiterbildung und Entwicklung“ kann leider von keiner Statistik erfasst und von kaum jemandem gemessen und beurteilt werden – Statistiken gibt es lediglich für Finanzierung, Testergebnisse und Abschlussquoten, wobei private Anteile und Ausgaben im Bereich der Bildung sicherlich nur unbefriedigend ermittelt und geschätzt werden können.
Aus der aktuellen Bildungsdebatte wissen wir, dass insbesondere Migrationshintergründe die Bildungsaufnahme massiv beeinträchtigen können. Dies schlägt sich auch in den Statistiken nieder. Grund dafür sind wohl meistens simple Defizite bei Sprachkenntnissen (fehlende Deutsch-Nachhilfe), denen im frühesten Kindesalter besser begegnet werden muss, um Kindern anderer Muttersprachen den Zugang zur Bildung und Karriere in Deutschland zu erleichtern und unnötige Stolpersteine aus dem Weg zu räumen.
Mit im Grunde leeren Kassen ein Bildungssystem komplett zu überarbeiten, es von der KITA bis zum Ende einer Bildungskette und des „lebenslangen Lernens“ gerecht und leistungsstark zu überarbeiten, ist sicherlich nicht einfach. Überall lauern Streitereien, nicht immer zielführende Kompromisse und Konfliktgespräche. Wenn beispielsweise die Ostseezeitung meldet, im Nordosten würde trotz sinkender Schülerzahlen der Bedarf an Nachhilfeunterricht steigen (gemeint ist Mecklenburg Vorpommern) und dies auf die Einführung des G8-Gymnasiums zurückführt, deckt sich dieser Trend durchaus mit den Statistiken zur ABACUS Nachhilfe in Hamburg (Nordost). Auch die Forschungsinstitute beobachten, dass die G8-Einführung die Nachfrage nach Nachhilfe steigert. Einen Aufschrei halte ich jedoch nicht für gerechtfertigt, es sei denn er erfolgt im Zusammenhang mit „Chancengleichheit“. Denn wer in kürzerer Zeit mehr lernen möchte als andere, muss damit rechnen, dass er für die Erreichung seiner Ziele eventuell eine zusätzliche Förderung benötigt, die die Schule allein wahrscheinlich nicht bieten kann. Fordern und Fördern liegen stets eng beieinander, hochwertige Förderung ist gewiss eine Frage des Budgets. Hier steht natürlich zu befürchten, dass auch der aktuell diskutierte „Bildungsgutschein“ nicht wirklich ein Mittel zur Herstellung von Chancengleichheit sein wird. Was die Nachhilfe angeht, ist eine individuelle Förderung außerhalb der Schule mit einer Nachhilfe im Klassenraum, mit gleichen Lehrern, Schülern und Rahmenbedingungen wie im normalen Schulalltag gewiss nicht vergleichbar – weder qualitativ, noch was den monetären Aufwand betrifft.
Bei allgemein insgesamt als zu „knapp“ empfundenen Bildungsausgaben ist auch fraglich, wie man ein Bildungsbudget ansonsten „gerecht“ verteilen kann. KITA-Förderung ist sicherlich wertvoll, darf sie aber zu Lasten von Schülern und Studenten gehen? Wie dem auch sei. Statistiken liefern eine Menge Anhaltspunkte für Diskussionen und Entscheidungen. Momentan haben wir in Deutschland das Problem, dass Kinder armer und bildungsferner Familien kaum gefördert werden (können), wodurch der Wirtschaftskreislauf und die Zukunft Deutschlands stark gefährdet werden. Ein Blick in die Statistik kann für Aufklärung sorgen, Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Kommen wir also zurück zu meiner Sammlung aktueller Bildungsstatistiken. Wenn einer weitere Quellen kennt, möge er diese bitte in den Kommentaren „posten“:
Studien und Bildungsstatistiken 2010
- Statistisches Bundesamt: Bildungsausgaben
Die „Bildungsausgaben 2010“ beinhalten leider nur Bildungsausgaben je Schüler/-in in 2007 - Bundesministerium für Bildung und Forschung: Bildung in Deutschland 2010
Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Perspektiven des Bildungswesens im demografischen Wandel - INSM – Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft: Bildungsmonitor 2010
Ein Bildungsvergleich der Bundesländer - Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie, Berlin (FiBS-Forum): Finanzierung lebenslangen Lernens von der Kita bis zur Weiterbildung
Ein internationaler Bildungsvergleich für Deutschland, Österreich und Schweiz - Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Bildungsstatistiken für Hamburg und Schleswig-Holstein: Einschränkungen und Statistiken für Bildung, Kultur und Rechtspflege. Die Schulstatistiken für Hamburg wurden ausgelagert auf hamburg.de
Den offiziellen Bildungsstatistiken ähnlich ist die „Bertelsmann-Studie für lebenslanges Lernen in Europa“. Weitere Studien und Statistiken rund um die Bildung lassen sich im ABACUS Nachhilfe Blog unter dem Tag (Stichwort) „Studien“ finden.