Im Britannica Blog stolperte ich dieser Tage über einen Karriereaufruf für Frauen: „Stop Making Excuses, Step it Up, Go For It„, von Mark J. Perry.
Hier drängt sich der Verdacht auf, dass Frauen-Karrieren in „Männerberufen“, beispielsweise in technischen Berufen, häufig durch Vorurteile und persönliche Einstellungen ausgebremst werden, interessanterweise oft durch Vorurteile und persönliche Einstellungen der jungen Frauen selbst. Ist das so?
Nicht nur in Deutschland werden einige Anstrengungen unternommen, junge Damen für Zukunftsberufe zu begeistern, beispielsweise mit dem „Girls Day„. Mit den Vorurteilen bezüglich „naturgegebener Begabungen“, beispielsweise in Mathematik, wurde unlängst im Rahmen einer Studie der Friedrich-Schiller-Universität Jena aufgeräumt. An mangelnder Begabung scheinen Frauen-Karrieren nachweislich nicht zu scheitern, an mangelnder Unterstützung, zum Beispiel durch professionelle Nachhilfe in der Grund- und weiterführenden Schule, ebenfalls nicht. Woran könnte es also, abgesehen von Vorurteilen, dann liegen, dass Frauen in Karriereberufen und Führungsetagen unterrepräsentiert sind?
Bereits im April hat sich die NY Times ausführlich mit dem Thema beschäftigt, Chancen und Risiken unter die Lupe genommen. Demnach scheint es so, als würde es den Damen bisher verbreitet an Willensstärke, Mut und Risikobereitschaft fehlen. Viele Türen stehen für eine Karriere als Frau längst offen („reine Willenssache“?), Spitzen-Positionen jedoch sind laut Harvard-Professor Toby Stuart eine geschlechterspezifische Angelegenheit:
Nach Datenlage bevorzugen Männer die Arbeit mit Männern, Frauen arbeiten offenbar lieber und vertrauensvoller mit Frauen zusammen. Demnach werden die Karrierechancen für Frauen rapide steigen, sobald sich mehr Frauen finden, die, wie einst die Männer, „den großen Wurf riskieren“ und erfolgreiche Unternehmen gründen. So können sich neue Netzwerke und Mentorprogramme entwickeln, die Karten neu gemischt, aus einer Modeerscheinung ein „normaler“ Konkurrenzkampf werden.
Wenn es aber tatsächlich nur eine Modeerscheinung sein sollte, dass Frauen verstärkt Karrierechancen in vermeintlichen Männerberufen geboten werden, beispielsweise, damit ein Unternehmen sagen kann: „Nix da, wie sie unschwer erkennen können, werden Frauen bei uns genau so gefördert, wie Männer. Sie sind nur nicht immer genau so qualifiziert“ … Würden qualifizierte Männer eine solche Eintrittskarte abweisen oder ihre Chance zum Aufschlag aus der zweiten Reihe nutzen?
Manche heutige Spitzenmanagerin hat vielleicht nicht damit gerechnet, jemals eine solche zu werden. „Stop Making Excuses, Step it Up, Go For It“ scheint mir ein zeitgemäßer Aufruf zu sein, auch wenn Traum und Alptraum in Deutschland manchmal noch sehr nah beieinander liegen.
Ich bin immer wieder überrascht wieviele Anstrengungen unternommen werden, um Frauen für typische Männerberufe zu begeistern. Girls Day, Frauenbeaftragte, Erhöhung des Frauenanteils… Umgekehrt gibt es jedoch absolut keine Bemühungen! Wird versucht z. B. Männer für den Beruf des Erziehers zu begeistern? Gibt es irgendwo einen Männerbeaftragten? Haben Männer die selben Karrierechancen in typischen Frauenberufen? Und interessiert das überhaupt jemandem? Alles ziemlich einseitig betrachtet.