Einen amerikanischen Brennpunkt stellt man sich eigentlich so vor, dass Schüler an dort ansässigen Schulen lieber mit Waffen spielen als mit Zahlen zu jonglieren. Wer in Amerika schon einmal vom rechten Wege abgekommen ist, weiß vermutlich, was ich meine. Halten Sie an der falschen Tankstelle, kommt mit etwas Glück ein „Bodyguard“ herbeigestürmt und empfiehlt Ihnen den schnellsten Weg „nach draußen“. Mit etwas weniger Glück gesellt sich zu Ihrem leeren Tank noch eine leere Brieftasche hinzu…
An einer Schule mitten in einem sozialen Brennpunkt als Lehrer zu arbeiten verdient sicher einigen Respekt. Kaum vorstellbar, dass ein Lehrer einer solcher Schule seine Schüler für Mathematik begeistern kann. Was tun, wenn es dem Lehrer nicht gelingt, den Schülern Mathe beizubringen?
Eine Schulbehörde in Rhode Island hat den Lehrern offenbar Nachsitzen verordnet. Nachdem die Lehrer regelmäßigen, kostenlosen Nachhilfeunterricht, ein wöchentliches Mittagessen gemeinsam mit ihren Schülern und eine jährliche, zweiwöchige Fortbildung verweigert hatten, wurde in Rhode Island offenbar kurzer Prozess gemacht: 93 Lehrer gefeuert – sie sollen zum Jahresende vollständig ausgetauscht werden, schreibt die Sueddeutsche (www.sueddeutsche.de).
Vielleicht ein Warnsignal für die deutsche Politik, denn an gleicher Stelle findet sich ein Leserkommentar, in dem behauptet wird, dass immer mehr Schüler auf Gymnasien geschickt werden, wodurch die Leistung sinken würde. Eine Klassenverkleinerung zur individuellen Förderung wäre aus finanziellen Gründen nicht möglich, so dass die Lehrer zum Selbstschutz greifen, Noten fälschen und mit reduzierten Schwierigkeitsgraden weiterarbeiten, beispielsweise im Fach Mathematik, wo der Mathe-Lehrplan kurzerhand entrümpelt wird.
Mit Mathe-Nachhilfe wäre den Schülern ersatzweise sicher eher geholfen, vor allem in Bezug auf ihre Zukunft, doch diese kostet natürlich Geld, das an sozialen Brennpunkten vermutlich nicht vorhanden ist.
Okay. The teachers didn`t blink. Well…
In betuchten Kreisen sieht die Schul-, Lehrer- und Mathe-Welt Amerikas übrigens ganz anders aus. Dort wird den Eltern das soziale Engagement abverlangt. Sowohl monetär als auch persönlich gestalten Sie das Lernen ihrer Kinder an den Schulen aktiv mit.